
„Nicht so viel nachdenken – einfach machen!“
Die NetAachen Ladies Lounge mit Mareike Hindriksen und Jana-Franziska Poll
2020 war ein Jahr, indem sich vieles verändert hat – auch bei den Ladies in Black. Nicht nur in der Geschäftsleitung und der Traineretage, auch innerhalb der Mannschaft stellten sich viele neue Gesichter vor. NetAachen möchte die Sportlerinnen persönlich kennen lernen, ganz abseits von Profisport und Hallentraining. Deshalb treffen wir uns regelmäßig mit zwei Spielerinnen auf einen gemütlichen Plausch in der NetAachen Ladies Lounge – in der heutigen Ausgabe als (streng limitierte!) Neujahrs-Edition. Denn wir treffen unsere heutigen Gäste, Mannschaftskapitänin Mareike Hindriksen (33) und Jana-Franziska Poll (32), an einem verregneten Nachmittag zwischen den Jahren.
Die beiden starteten bereits vor 13 Jahren mit den Ladies in Black in das erste Aachener Bundesligajahr und gehörten lange Zeit zum „Stamminventar“. Für die Saison 2020/2021 kehrten Mareike und Jana-Franziska nun zurück zu den Ladies in Black – und freuten sich als langjährige Weggefährtinnen sehr aufeinander. Klar, dass die beiden auch bei Auslandsspielen im selben Zimmer wohnen. Nun ist aber erstmal Entspannung angesagt: Mareike macht es sich mit einem schwarzen Kaffee gemütlich und Jana-Franziska ist mit einem saisonal abgestimmten Kräutertee glücklich. Unser Kaffeeklatsch kann starten!
Na.de: Hallo Mareike, hallo Jana-Franziska! Mit was für Gefühlen startet ihr ins neue Jahr?
Jana-Franziska:Mit guten Gefühlen! Nachdem die letzten Spiele nach einer sehr schwierigen Phase endlich wieder positiv für uns verlaufen sind, können wir uns nun etwas entspannen und das Jahr zumindest sportlich positiv abschließen.
Mareike:Wir hoffen natürlich, dass der Knoten bei uns endgültig geplatzt ist. Für die letzten Trainingseinheiten vor der Pause freue ich mich jetzt auch mal auf ein paar lustige Ballspiele mit den Mädels, um einfach mal wieder unbeschwert Spaß zu haben. Hoffentlich zieht unser Trainer da mit (lacht)! Und dann atmen wir alle mal gut durch, bevor es wieder richtig losgeht.
"Wir sind beide sehr pragmatish veranlagt!"
Na.de: In der Mannschaft zählt ihr beiden mit eurer Spiel- und Lebenserfahrung zu den „alten Hasen“. Ist euch die Balance zwischen Ehrgeiz, Motivation und Entspannung besonders wichtig?
Mareike:Diese Balance erarbeitet man sich mit den Jahren immer mehr, das stimmt. Wir sind da aber beide sehr pragmatisch veranlagt. Unser Stundenplan verlangt uns einiges ab – zwei Trainingseinheiten an bis zu sechs Tagen in der Woche, lange Fahrten zu Auswärtsspielen, teilweise mehrere Stunden mitten in der Nacht – da müssen wir ganz einfach in Balance bleiben und auf unsere Regeneration achten. Anders würde es nicht funktionieren.
Jana-Franziska: Als 32-jährige Profisportlerin muss ich auch ganz anders auf meinen Körper achten als diejenigen, die gerade erst anfangen. Die Genetik mag zwar eine Rolle spielen, aber am wichtigsten ist, dass man seinen Körper in und auswendig kennt, sodass man ihn mit Zusatzübungen, Krafttraining und guter Ernährung optimal unterstützen kann.
"Das Thema Motivation wird oft überbewertet!"
Na.de: Wo wir gerade von Training und guter Ernährung sprechen … Startet ihr mit guten Vorsätzen in das neue Jahr? Wir „Ottonormalverbraucher“ nehmen uns da ja schnell mal Dinge vor, die für euch seit über zehn Jahren zum Alltag gehören.
Jana-Franziska: Ich halte nicht so viel von guten Vorsätzen. Wenn man etwas wirklich will und ein festes Ziel vor Augen hat, dann braucht man kein bestimmtes Datum, um damit anzufangen.
Mareike: Ich finde es grundsätzlich gut, wenn man sich Ziele setzt – gerade, wenn es um die eigene Gesundheit geht. Allerdings gehen viele das völlig falsch an, stürzen sich in kurzfristige Crashdiäten oder wollen am liebsten alle schlechten Gewohnheiten auf einmal ändern. Das kann so ja gar nicht funktionieren.
Na.de: Da schließt sich für uns natürlich gleich die Frage an: Wie kann es denn funktionieren? Oder anders gefragt: Wie motiviert ihr euch, wenn es mal nicht so läuft?
Jana-Franziska: Ich glaube, das Thema Motivation wird oft überbewertet. Natürlich haben auch wir nicht immer Lust auf jede einzelne Trainingseinheit und auch wir haben manchmal körperliche Wehwehchen oder weniger Kraft. Bei uns gilt dann natürlich: Just do it! Denn Sport ist unser Job. Da gibt es nicht viel zu überlegen oder zu diskutieren. Ich glaube, dass sich diese Einstellung auch auf viele andere Bereiche im Leben übertragen lässt. Wenn du etwas in deinem Leben verändern willst, dann fang an und zieh es durch, bis es ein Teil deines Alltags geworden ist. Nicht groß drüber nachdenken oder ins Grübeln kommen!
Mareike: Bei neuen Zielen kommt es auch darauf an, wie sie formuliert oder gesetzt sind. Ein Ziel sollte nachvollziehbar und vor allem erreichbar sein. Viele kleine Einzelschritte schaffen deutlich mehr Erfolgsmomente als ein großes Ziel, dass in unerreichbarer Ferne bleibt. Gerade in Sachen Ernährung machen sich viele Menschen viel zu sehr verrückt. Ein erstes Ziel kann zum Beispiel sein, Softdrinks wegzulassen oder sich auf einen Schokoriegel am Tag zu beschränken anstatt drei, vier Mal Süßigkeiten zu snacken. Solche Dinge sind mit ein bisschen Disziplin schnell umgesetzt und können schon für große Erfolge sorgen!
Jana-Franziska: Natürlich hätten viele an dieser Stelle gerne einen ultimativen Geheimtrick. Den gibt´s aber nicht. Die meisten Dinge im Leben muss man einfach machen! Deshalb sollte man sich auf das konzentrieren, was einem Spaß macht. Dann wird´s auch was mit den guten Vorsätzen.
"Wer wirklich Spaß an einer Sache hat, der sollte sie auch verfolgen!"
Na.de: Ihr zwei habt eure Freude am Volleyball zum Beruf gemacht und könnt jetzt davon leben. Was würdet ihr denjenigen raten, die sich 2021 vielleicht beruflich neu orientieren wollen, aber Angst vor einem zu großen Risiko oder Ablehnung von außen haben?
Mareike: Ich würde immer sagen: Go for it! Wenn du eine große Leidenschaft hast, die du beruflich verfolgen möchtest, dann probiere dich aus!
Jana-Franziska: Ich bin selbst nach über zehn erfolgreichen Jahren Profivolleyball oft genug in der Situation, dass ich anderen Menschen meinen Karriereweg erklären, oder mich dafür rechtfertigen muss. Die Deutschen sind in Sachen Beruf einfach sehr konservativ. Davon muss man sich aber nicht verunsichern lassen! Letzten Endes kann alles ein Beruf sein: Häkeln, Tanzen, Singen … Wer wirklich Spaß an einer Sache hat, der sollte sie auch verfolgen!
"Viele Leidenschaften und Ideen zu haben, ist eine gute Sache!"
Mareike: Dafür muss man ja auch nicht gleich das größtmögliche Risiko eingehen. Auch da sind wir als Profisportlerinnen ein gutes Beispiel. Denn für uns ist klar, dass unsere Zeit begrenzt ist. Irgendwann ab 35 Jahren ist Schluss. Deshalb haben wir uns beide nebenher auch noch auf andere Leidenschaften konzentriert. Ich habe Anfang des Jahres meinen Trainerschein gemacht und Jana ist Heilerziehungspflegerin.
Jana-Franziska: Viele Leidenschaften und viele Ideen zu haben, ist auf jeden Fall eine gute Sache. Man sollte sich grundsätzlich viel mehr auf das Positive konzentrieren und nicht ständig über mögliche Risiken oder die eigenen Unzulänglichkeiten nachdenken. Denn das ist dann wirklich nicht motivierend.
Mareike: Auch hier sind wir beide sehr pragmatisch veranlagt. Trübsal blasen ist auf jeden Fall okay – die Situation hatten wir zu Beginn der Saison immer wieder mal. Aber: Nach spätestens zwei Tagen ist dann auch Schluss damit und es wird wieder angepackt!
Na.de: Na, wenn das mal keine stärkenden Worte für den Start in ein neues Jahr sind! Mareike, Jana-Franziska, vielen Dank für eure Zeit. Wir wünschen an dieser Stelle natürlich möglichst wenig Trübsal und dafür umso mehr sportliche Highlights für das Jahr!
Fotos: © Andreas Steindl / www.fotograf-aachen.de